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Schwellenzeit, eine kleine Raunachtsreise

Freitag, 2019-12-20 18:52, Eintrag von Diana
Kategorien: privater Zauber



Die Natur fühlen, kann heilsam sein. Damit meine ich die eigene Natur ebenso, wie die Dinge, die uns umgeben. Bezeichnenderweise kann Letzteres von Bedeutung sein, wenn wir uns fern von unseren Wurzeln glauben. Zwölf ganz besondere Nächte sollen ihren Segen für eine Verbindung mit uns und unserer Natur geben – die Rau(h)nächte.

Heute beschreibe ich auf meinem Blog kurz einige Rauhnachtbräuche und ihre Ursprünge für dich. Ich werde dieses Jahr in meiner Instagram und Facebook-Story jeden Tag einen kleinen Denkanstoß für die jeweilige Raunachtsqualität geben. Begleite mich dort durch die ausklingende Dunkelzeit, wenn du magst. Ich wähle die Zeit zwischen dem 24.12 und dem 6.1. dafür, auch wenn ich traditionellerweise bereits das Julfest am 21.12. zu meiner geweihten Nacht gemacht habe (mein Herz schlägt in mehreren Welten).

Die Wintersonnenwende, die wir als Ursprung der Feierlichkeiten der christlichen Weihnacht und anderen Festen in diesem Zeitraum vermuten, bedeutet in fast allen Kulturen das Gleiche. Kein Wunder, denn sie beschreibt ein existierendes Phänomen: Die Tage werden länger – das Licht kehrt zurück. Selbst die ältesten bekannten Kulturen feierten die Rückkehr ihres Licht- oder Sonnengottes oder dessen Sohnes, der manchmal auch ein und derselbe war. Nach diesem Tag der Verheißung jedoch folgen ganz besondere Nächte. Mancherorts beginnen sie bereits am 13.12. – die Rauhnächte, Wolfsnächte oder die Zwölften.

Warum jetzt wieder der 13.?
Vor unserer Kalenderreform zum gregorianischen Kalender fiel Mittwinter, die längste Nacht des Jahres auf eben diesen Tag. Es ist auch der Tag der heiligen Lucia, der vor allem in Schweden, Dänemark und Norwegen verbreitet ist.

In manchen Gegenden Bayerns und der Oberpfalz wird Luz mit der Specht also der Percht gleichgesetzt.
Die Percht oder Holle (auch der Krampus) zählen zu alten Wesen aus vorchristlicher Zeit. Mehr findest du in diesem Beitrag. Diese dämonisierten Gestalten haben alle etwas gemeinsam, sie bestrafen die Faulen und beschenken die Fleißigen. Am Ende dieser Tage soll der Winter vertrieben und mit lautem Krach das Neue eingeläutet worden sein. Während draußen die Winterstürme toben und Odins wildes Heer durch die Lüfte fliegt, treiben die Perchten ihr Unwesen. Sei auf der Hut.

Im Haus soll es während der Rauhnächte still und besinnlich sein. In diesen zwölf Nächten darf nichts durcheinandergebracht werden, du solltest am besten vorher fertig mit aufräumen sein, denn putzen darfst du in den Schwellennächten nicht. Spinnen ist in dieser Zeit auch verboten. Das wird den meisten von uns leicht fallen. Die Arbeit ruhen zu lassen, wenn es sich nicht gerade um das Spinnen handelt, ist für uns manchmal gar nicht leicht. Wir müssen uns die Zeit aktiv nehmen.
Diese Tage und ganz besonders die Nächte sind dafür vorgesehen, den inneren Hausputz zu machen. Eine persönliche Rückschau des letzten Jahres und die Wünsche bündeln für das Kommende. Hierzu zählt auch der Dank für alles Gute, was im letzten Jahr geschehen ist und das Loslassen von dem, was du nicht mit ins Nächste nehmen möchtest. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt in der Stille bereits das Neue schlummert, lohnt sich die Bewusstwerdung all dessen. Noch können wir selbst die Weichen stellen. Sobald uns die Hektik zurückerlangt, werden wir sonst leicht zum Spielball anderer.

Zu den Rauhnachtbräuchen zählt vor allem auch das Räuchern (im übertragenen Sinn das Klären des Geistes). Du kannst verschiedene Räuchermischungen für die einzelnen Tage verwenden, um dich auf bestimmte Gedanken zu fokussieren. Beispielsweise den Schutz dessen, was bleiben soll, das Austreiben von Überflüssigem, das Lauschen in uns selbst und so weiter. Oder du suchst dir eine Mischung aus, die du gerne riechst, um es dir besonders gemütlich zu machen.

Eine Schutzräucherung für Haus und Hof kann Weihrauch, Wacholder, Rosmarin, Bernstein, Angelikawurzel uvm. beinhalten. Die Zimmer werden einzeln abgeschritten (die Fenster sollten geöffnet sein), du kannst an der Haustür beginnen und dort auch enden. Zum Vertreiben von »alten Geistern« eignet sich Kampfer, Salbei, Weihrauch und einige mehr. Beifuß lässt dich durch den Schleier blicken. Das ganze hat einen messbaren Effekt, viele dieser Harze und Pflanzen wirken antibakteriell und helfen tatsächlich, die Raumluft gesünder zu machen. Traditionen, wie in Krankenzimmern zu räuchern, hatten also in Zeiten ohne Desinfektionsmittel durchaus einen Sinn.

Eine ganz besonderer Brauch ist das Raunachtstagebuch. In den Wolfsnächten soll der Schleier, der die Welt der Lebenden von der Welt der Geister trennt, hauchdünn sein. Wenn du aufmerksam bist, lässt er dich hinüber Blicken in das Zeitlose. Die Menschen glaubten, dass jede der zwölf Nächte mit einem Monat des kommenden Jahres in Verbindung steht. Die Träume in der 1. Nacht geben Hinweise auf die Ereignisse, die dich im Januar erwarten und so fort.

Am 6.1. dem Tag der Heiligen Drei Könige ist die letzte Raunacht vorüber und wir dürfen putzen, was das Zeug hält. Ich putze tatsächlich an diesem Tag schon seit Jahren gern meine Fenster.

Nun bleibt mir nichts weiter, als dir ein schönes Julfest, Mittwinter, Wintersonnenwende, Weihnachten zu wünschen. Hab eine gute Zeit zwischen den Jahren, Glück und Segen!