wildes Grün an Wortsalat
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Germaniens Stolz ist längst dahin.

Montag, 2018-09-17 13:15, Eintrag von Diana
Kategorien: privater Zauber



Die Weltenesche Yggdrasil
Aus »der Seherin Weissagung«

Eine Esche weiß ich,
heißt Yggdrasil,
Den hohen Baum netzt
weißer Nebel;
Davon kommt der Tau,
der in Tälern fällt.
Immergrün steht er
über Urds Quelle.

Davon kommen Frauen,
vielwissende,
Drei aus dem See
dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine,
die andre Werdandi:
Sie schnitten Stäbe;
Skuld heißt die dritte.
Sie legten Lose.
das Leben bestimmten sie
Den Menschenkindern,
der Männer Schicksal.

In den letzten Wochen war es schwierig sich aus politischen Diskussionen herauszuhalten, die Frage ist auch, ob das sinnvoll gewesen wäre. Wichtig (!) »Germaniens Stolz« diese Formulierung benutze ich obwohl - und nicht - weil sie (zu Recht) in Deutschland für immer befleckt ist. Dieser Artikel befasst sich mit Kulturerbe – nicht mit Leitkultur! Ich rede hier vom Umweltschutz.
Nun, es gibt viele Themen, bei denen es Handlungsbedarf gibt und vieles mehr, über das ich schreiben könnte. Mein letzter langer Beitrag liegt aus persönlichen Gründen eine Weile zurück, dennoch stelle ich das überfällige Update noch einmal zurück. Für mein Herzensthema.
Wusstet ihr, dass es keinen Urwald mehr in Deutschland gibt? Ja, richtig, es gab ihn, aber gibt ihn nicht mehr. Die Rede ist nicht vom Dschungel, sondern von unseren eigenen ursprünglichen Wäldern. Dem, was einmal das Herz Germaniens gewesen sein soll. Glauben wir den Beschreibungen der Römer, Plinius oder Tacitus zum Beispiel, dann waren sie uns einmal heilig. Folgen wir einem der (neuen) alten Pfade, dann sind sie uns heilig.
Es gibt sie nicht mehr. Nur noch einige wenige winzige Fleckchen, genannt: Naturwaldreservate. Und auch diese wurden bis vor drei- oder vierhundert Jahren beforstet. Zumeist handelt es sich um Forste, die aber im Privatbesitz waren und aus verschiedenen Gründen nicht, oder nur wenig bewirtschaftet wurden. Deutschland hat keine wilden, ursprünglichen Flächen. Jeder Quadratzentimeter wurde urbargemacht (Ganz Deutschland müsste also demnach kultiviert sein. Ich finde, darüber lässt sich streiten.). Wenn wir also samstags morgens mit dem Hund im Wald spazieren gehen, bewegen wir uns nicht an jenen beeindruckenden Orten, an denen die Druiden uns mit ihren goldenen Sicheln aus dem Blattwerk beobachten. Ach so, das war schon bekannt? Aber mal Hand aufs Herz, wie oft steht ihr denn vor einem Baum im Forst und fragt euch, wo die riesigen alten Eichen geblieben sind? Die von ›stark wie eine deutsche Eiche‹ wenn wir sie lassen, können sie ein Alter von bis zu 1000 Jahren erreichen. Es gibt noch einige, ein Ausflug dahin lohnt sich. Ich rate ihn jedem, der es bisher in seinem Leben versäumt hat, einmal die Hand auf eine 800 Jahre alte Rinde gelegt zu haben. Lege einmal deine Haut auf einen solchen noch immer grünen, wispernden alten Riesen und lausche – sonst nichts.

Ein Ort, an dem es eine alte Waldgemeinschaft gibt, ist der Hambacher Forst, den ihr vielleicht aus den Nachrichten kennt. Um mal aus einer E-Mail von heute Morgen zu zitieren: ›ein Naturführer meint: »Das ist der Rest des einzigen Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchen-Waldes in ganz Europa«.‹ Mitten in NRW liegt dieses kleine Stück heile Natur. Menschen kämpfen um seine Erhaltung bereits länger, als ich lebe und nun will RWE dort Tabula rasa machen – für Braunkohle, einen der größten Klimakiller überhaupt und das mit Unterstützung der NRW-Landesregierung.
Es geht aber noch weiter, Forscher haben bereits vor mehreren Jahren herausgefunden, dass Bäume kommunizieren und Wälder über Wurzeln und Pilzgeflechte vernetzt sind. Sie betreiben ›Brut- und Altenpflege‹, sie schicken sich nicht nur benötigte Stoffe hin und her und helfen den Kleinen groß zu werden, es wird vermutet, dass alte, sterbende Bäume ihr gesammeltes Wissen, all ihre Erfahrungen in dieses Netz einspeisen. (Wer sich nicht durch die englischsprachige Fachliteratur lesen möchte: Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume; inzwischen gibt es sogar schon einen BBC-Spot darüber)
Wisst ihr, wie das Land aussieht, dort wo Braunkohleabbau betrieben wird?

Es ging mir selten so in meinem Leben in Bezug auf ›ein Stück Land‹, auch wenn ich die Natur auf eine andere Weise respektiere, als viele, die ich kenne - doch heute möchte ich am liebsten dort hinlaufen, meine Hände in den Boden graben, und um Verzeihung bitten!
Braunkohleabbau steht kurz vor dem Aus und diese Geldsäcke müssen jetzt noch einmal ihre Macht demonstrieren – ich fasse es nicht!

einen lieben Gruß an euch alle
Diana

Wenn die Bäume sterben

Wenn die Bäume sterben
Die jahrhundertestarken -
Heimfinden und Trost
Nicht mehr sind,
zerstört bis ins Mark

Brüder sagen wir schmerzlich,
streichen über die Borkenrinde,
fallen mit dem Blick
staunend aus dem Erdbereich
in die lüftekreisende Krone,
in den Ästen das Blau, Wolken-
atem und die Musik
unerreichbarer Gestirne
die sie noch halten
wie Kindheit und Äpfel

Wenn die Bäume sterben
die jahrhundertestarken -
aus Waldtiefe, Garten und Grün
fallen in der Einheit
wir ihnen nicht nach?

Astrid Connerth

Wenn du bis hierher gelesen hast, interessiert dich vielleicht diese Aktion für den Erhalt des Waldes.