wildes Grün an Wortsalat
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Besser ist, du willst - was du tust!

Samstag, 2018-05-26 10:37, Eintrag von Diana
Kategorien: privater Zauber

Schwungvoll öffnet sich die Kneipentür in einem zwielichtigen Viertel Berlin-Neuköllns. Drei Männer treten ein. Sie durchqueren zielsicher den Raum Richtung Hinterzimmer. Der Athletische mit Bomberjacke wirkt wie eingerahmt von den beiden kleineren. Über sein linkes Auge und die Nase furcht sich eine rot umrandete Narbe. Sie verleiht ihm einen finsteren Blick. Die junge Kellnerin, ein Mädchen um die zwanzig, weicht unwillkürlich einen Schritt weiter hinter der Theke zurück. Beflissen poliert sie das Glas in ihrer Hand.
Einer der zwei Juniorchefs der spärlich besuchten Lokalität tritt zu ihr heran. Ein kleiner muskulöser Mann, sein Name ist Oktay. Er reibt sich über seinen eingegipsten rechten Arm.
»Klopf an und warte bis dir geöffnet wird, wenn du nach Getränken fragst!«, flüstert er hektisch und verschwindet ebenfalls im hinteren Teil der Kneipe.
Nicht der richtige Ort für eine junge Frau aus dem Ruhrpott, denkt sie und versucht das mulmige Gefühl abzuschütteln, das zusammen mit den neuen Gästen Einzug gehalten hat.
Ihr unruhiger Blick schwenkt zu einem Stammgast, der ihr gegenüber an der Theke sitzt. Seltsam, dass Stammgäste in diesem Laden für Getränke nichts zahlen müssen.
»Das hier ist kein Ort für ein nettes Mädchen wie dich«, wiederholt er leise ihren Gedanken, »versuch es doch mal beim Kino. Dort arbeitet eine Freundin von mir.«
Die Kellnerin nickt und lächelt freundlich, wie sie es immer tut. Die Hoffnung, einen besseren Job zu bekommen, hegt sie nicht. Stattdessen steigert sich ihre Beklommenheit.
Zögerlich geht sie zum Hinterzimmer und klopft. Nichts geschieht.
Sie tritt nervös etwas zurück, da öffnet sich die Tür einen Spalt breit. »Whisky. Auf Eis.«
Sie bringt die Getränke, Oktay nimmt ihr in der Tür das Tablett ab. Er zwängt sich durch den Türspalt zurück ins Zimmer. »Mehr brauchen wir nicht. Keine Störungen.«
Nachdem die unheimliche Dreierkombo die Kneipe verlassen hat, räumt sie Whiskygläser, Aschenbecher und mehrere kleine Papierröllchen vom Tisch des Hinterzimmers ab. Von den Röllchen rieselt weißer Staub herab.
Inzwischen ist es fast drei Uhr morgens. Auf einem Billardtisch werden große Mengen Bargeld hin und her geschoben. Die Seniorchefs holen angeblich jeden Abend persönlich die Einnahmen ab. Von den Spielautomaten, sagen die Juniors. Doch an denen sitzen nur sie selbst und ab und zu einer der Stammgäste, die nichts zahlen brauchen.
In der Kasse befinden sich nach zehn Stunden Arbeit höchstens 30 Euro. Sie nickt und lächelt, wie sie es immer tut und serviert den Chefs schweigend schwarzen Tee mit Zucker.
»Ein Mädchen sollte hier nachts nicht alleine herumlaufen«, sagt der Stammgast und leert sein Glas. Beim Weggehen setzt er nach: »Versuch es beim Kino.«
Die Juniors begleiten sie zum Glück bis zur Grenze. Vorbei an zwei rot beleuchteten Etablissements mit leicht bekleideten Damen davor, an der Feuerwache entlang und ein Stück über die Karl-Marx-Straße.
Wenigstens ist hier gleich die Feuerwehr, denkt sie. Ruf niemals um Hilfe, wenn du sie brauchst, sondern schrei Feuer, dann kommen alle gerannt.
Sie hofft, nicht herausfinden zu müssen, ob dieser Rat einen Sinn ergibt. Dann verabschiedet sie sich und geht alleine über die Linie aus Pflastersteinen, die die ehemalige Position der Berliner Mauer markieren. Der Rest des Weges zieht sich, so ganz allein im dunklen alten Osten, nach solch einer Schicht.
»Du fährst doch mit dem Taxi, wie ich es dir immer sage«, wird sie gegen vier Uhr von ihrem Freund zu Hause begrüßt. Sie nickt und lächelt freundlich wie sie es meistens tut. Manchmal antwortet sie auch: »Doch nicht bei 5 Euro Stundenlohn.«

Dies ist keine Geschichte aus einem Roman, dies ist eine Geschichte meines Lebens. Derer viele haben mich innerhalb der letzten fast zwanzig Jahre bis hin zu meiner letzten Arbeitsstelle gebracht.
Manchmal frage ich mich, ob ich damals wirklich im Kino einen Job bekommen hätte und weshalb ich es nie versucht habe, denn ich wollte früher unfassbar gerne im Kino arbeiten. Heute würde ich einfach hingehen und fragen – es würde mir so einfach fallen, weil die Welt zum leben geschaffen ist. Die Gedanken und Handlungen anderer Menschen voraus zu denken und sich dann von den eigenen Ängsten einsperren lassen, ist eine schlechte Idee im Hinblick auf ein glückliches Leben.
Wann immer du glaubst, am falschen Ort gelandet zu sein, geh doch einfach dort hin, wo es dir gefällt! Die Mauern, die uns aufhalten, sind oft nur die Grenze unserer Gedanken und dahinter liegt die Freiheit, zu tun, was wir möchten.
Was ich an dieser Stelle möchte, ist, dich einladen, einen Schritt aus der eigenen Realität hinaus zu wagen und ein Teil Cândhûns zu werden, finde heraus, wohin dich der Alte Pfad führt.
Auf dieser Seite erhältst du einen Einblick in die Welt meiner Romane.
In meinem persönlichen Abenteuer ist also aus einer Kellnerin eine Autorin geworden. Hier beginnt die Geschichte für mich neu.