wildes Grün an Wortsalat
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Buch ohne Deckel - es qualmt: Ein akuter Zwischenstand

Dienstag, 2018-06-12 10:49, Eintrag von Diana
Kategorien: privater Zauber



Die ganz normalen Komplikationen auf dem Weg in die Welt?
»Mami – Mima!«
Mein Sohn steht auf der Sofakante und sucht wild fuchtelnd meine Aufmerksamkeit.
Brett und Brotzeitutensilien landen unsanft auf dem Tisch.
»Warte mal, Süßer!« Ich eile zu ihm hinüber und bekomme gerade noch eine Hand über die Ecke des nahe gelegenen Expeditregals. Mit einem gezielten, todesmutigen Sprung wirft er sich knapp daran vorbei auf eine Reihe Kissen, die er zuvor dort hingeschmissen hatte. Er kichert und strampelt in dem Versuch wieder auf das Sofa zu klettern und von vorne anzufangen.
Was wollte ich gerade? Ach richtig, essen.
»Komm mal mit zum Tisch. Hast du Hunger?«
Keine Reaktion.
Schließlich werden die wackeligen Versuche doch noch von Erfolg gekrönt und er steht wieder aufrecht auf der Kante.
»Kommst du mit mir etwas essen?«
»Miiiiii- ma!« Er hüpft wieder los. Ich fange ihn halb ab und versuche, ihn an mich heranzuziehen. Die Fußtritte werden wilder. »Neiiiiin!«
Gut, das Essen kann ich erst einmal abhaken. Vielleicht wenn er vom vielen Toben Durst bekommt.
Während des Kicherns und Hüpfens um mich herum, versuche ich mich zu erinnern, was sonst noch auf dem Plan für heute stand.
In jedem Fall schreiben, nur wann soll das stattfinden? Meinem Buch fehlt noch der Deckel, die letzten drei Kapitel warten auf die endgültige Überarbeitung – danach das nächste große Thema: Buchsatz. Wiederholt frage ich mich, ob die Sache mit dem Selbstverlag die richtige Entscheidung für eine alleinerziehende Mutter und Autorendebütantin ist. Plötzlich riecht es angebrannt. Aus der Küche dringt Qualm herein.
»Warte mal! Jetzt nicht Springen!« Ich beeile mich im Vertrauen darauf, dass die Katastrophe in der Küche größer ist, als die etwaigen Auswirkungen eines weiteren Sofakantensprungs ohne meine schützende Hand.
Der Toaster qualmt und lässt sich nicht hochdrücken, das Baguette ist von unten verkohlt, es riecht auch ein bisschen nach Plastik. Ich ziehe den Stecker.
»Miiiiiima!«
In der Bewegung verharrend und lauschend warte ich den dumpfen Laut ab – nichts weiter, kein Geschrei. Alles gut gegangen. Wie war das mit dem Essen? Und mit dem Selbstverlag? Jetzt brauchen wir also ein neues Brot und jemanden, der sich mit Buchsatz auskennt.
Wir toben noch eine Weile weiter, das verbrannte Baguette ersetze ich durch die letzte Ecke Blütenbrot von Freitag.
Zurück zum Buchsatz: Die Erkenntnis, dass es sich bei ›LaTex‹ tatsächlich um ein Schreibprogramm handelt, hatte ich bereits vor einigen Monaten. Nun wird sich bald herausstellen müssen, ob ich damit zurecht komme. Bleibt wieder einmal nur die eine Frage: Wann genau? Zwischen herum fliegenden Kissen, Qualm aus der Küche und lebensrettenden Hechtsprüngen zum Sofa, fällt es mir relativ schwer mich zu konzentrieren. Geht euch das eigentlich auch so?